Anne Lengnink + Nicolas Ibaceta Zamora

Nach den Sommerferien begann der reguläre Schulunterricht in Mecklenburg und wir konnten den ursprünglich für das Frühjahr geplanten Workshop mit einer Gruppe von 14 Kindern des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums durchführen. Wir trafen im Garten des Landesfilmzentrums auf eine äußerst motivierte und wissbegierige Bande, die sichtbar ausgelassen nach der langen Zeit des isolierten Lernens, sich endlich wieder zur Gruppenarbeit zusammenfinden konnte.

Für den Workshop haben wir im Voraus ein Kayak-Kit entwickelt, mit dem es möglich ist, als kleine Gruppe ein Boot zu bauen, ohne handwerkliche Vorkenntnisse und elektrische Werkzeuge – überall dort, wo ausreichend Platz für ein Kajak ist.

Am ersten Tag gab es eine theoretische Einführung in die verschiedenen Fertigungsweisen im traditionellen Bootsbau und zu unserer eher nicht-traditionellen Vorgehensweise. Wir unternahmen einen Ausflug zur Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar um uns über zeitgenössische Fertigungsverfahren und rapid prototyping zu informieren. Die Schüler*innen bekamen eine Führung durch die verschiedenen Werkstätten mit besonderem Gesichtspunkt auf CNC-Fräsen und 3D-Druck, einen Vortrag zur Modellentwicklung und konnten noch direkt die Fertigstellung der letzten Bauteile in der 2D-Fräse miterleben. Ausgestattet mit diesen frisch gefrästen Bauteilen machten wir uns an die Arbeit. Die Aufgabe lautete: zwei Boote in vier Tagen zu bauen und am fünften Tag zu Wasser zu lassen.

Es wurde dementsprechend hochmotoviert geschliffen, gesägt, gefeilt, verleimt und geölt/lackiert. Der Enthusiasmus der Kinder begeisterte uns. Sonnenschein war die ganze Zeit unser Begleiter und wir fanden uns umringt von singenden Bootsbauer*innen wieder, die selbst in den Pausen nicht zu stoppen waren und noch allerlei Beiwerk für den Stapellauf handwerklich schufen.

Mehrere Lagen Stretchfolie bildete die unkonventionelle Bespannung der Rahmen und ließ die zwei Boote wie Kristalle funkeln. Nachdem sie mit Tragegriffen und Zierelementen ausgestattet waren, transportierten wir „Saphire“ und „Aurora“ zum Gelände des Wismarer Paddelvereins in Wendorf. Dort paddelten alle Kinder mindestens eine Hafenrunde stolz im neuen Boot. Auch ängstlichere Kinder überwanden sich und die mutigen lieferten sich spannende Rennen in der Ostsee. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Pizzaessen auf der Vereinswiese mit um die Wette strahlenden Kindern, Lehrer*innen und Workshopleiter*in. Herzlichen Dank an alle Beteiligten und Unterstützer*innen!